Herzbeschwerden

Herzbeschwerden (Angina pectoris, Dyscardie, Stenocardien)

von Dr. med. Mathäus Fehrenbach (Facharzt für Allgemeinmedizin, Badearzt, Naturheilverfahren)

Alle Mißempfindungen im linken Brustraum, Schmerzen, Verkrampfungen, Stiche und Druck, werden unwillkürlich auf das Herz bezogen, dem sinnfälligen Organ für Liebe, Gefühl, Wohlwollen und »Herzlichkeit«. Die Fehlinterpretation ihrer Herzbeschwerden ist für viele Menschen eine Dauerbelastung, weil sie nicht wissen, nicht wissen können, wie krank oder wie gesund das Zentralorgan ihres Körpers ist. Selbst für den Arzt ist die Entscheidung, ob ein schmerzverursachendes Herzleiden vorliegt oder ob es sich um ein relativ harmloses, nervösfunktionelles Geschehen handelt, nicht immer einfach. Das EKG, die Herzstromkurve, und Röntgenbild sind zur Abklärung keine sicheren Kronzeugen. Die geklagten Beschwerden bedürfen einer subtilen Beobachtung und Auswertung durch den Arzt, um zu einem sicheren Urteil zu gelangen, denn der Patient soll und muß erfahren, wie es um seinen Gesundheitszustand bestellt ist. Im medizinischen Sprachgebrauch wird die organische Gefäßverengung am Herzen als »Angina pectoris« und die damit zusammenhängende Schmerzattacke als »Angina-pectoris-Anfall« bezeichnet, während der nervöse Schmerz als Dyscardie, Mißempfindung in der Herzgegend, benannt ist. Im Folgenden sollen nun die Symptome beider Herzschmerzqualitäten gegenübergestellt werden.

Angina pectoris

a)         Heftige, bohrende, anfallsartige Herzschmerzen in der Brustbeingegend, ausstrahlend in den linken Arm, den Hals, das linke Schulterblatt und den linken Oberbauch.

b)        Der Schmerz ist abhängig von äußeren Umständen: körperliche Belastung wie Treppensteigen, schnelles Gehen, Einatmen von kalter Luft und starke Aufregungen.

c)         Der Schmerz ist nur von kurzer Dauer, meist nicht länger als 20 Minuten; in Ruhe lassen die Beschwerden nach.

d)        Bestimmte Medikamente, Nitro- Präparate, lassen die Beschwerden verschwinden oder bessern sie zumindest.

e)         Die Anfälle vermehren sich im höheren Alter jenseits der Sechzig-Jahres- Grenze.

f)         Atemnot bei Anstrengung weist gleichzeitig auf eine Herzschwäche hin.

Dyscardie

a)         Der Patient klagt über Druck- und Spannungsgefühl in der Herzgegend, seitwärts im Brustbereich, handflächengroß, manchmal auch ausstrahlend in den linken Arm.

b)        Der Schmerz ist nicht bewegungsabhängig. Sportliche Betätigung wie Spazierengehen und Schwimmen pflegt sogar die Beschwerden zu bessern.

c)         Das dumpfe Druckgefühl kann Stunden, ja sogar Tage andauern; dann kommen wieder Perioden vollkommener Beschwerdefreiheit.

d)        Es wird über eine lange Krankheitsvorgeschichte berichtet; meist erinnert sich der Patient, das Herz schon immer gespürt zu haben.

f)         Es besteht keine Atemnot bei Anstrengungen.

g)         Der Herzschmerz ist unter den subjektiven Beschwerden kein Einzelgänger. Es findet sich ein buntes Mosaik verschiedener Symptome. Schlafstörungen, ängstliche Spannung und Depressionen bestimmen die psychische Grundhaltung. Aber auch Beschwerden und Mißempfindungen in den verschiedenen Körperregionen können unangenehme Weggefährten sein.

In manchen Fällen ist die Unterscheidung zwischen einer echten Angina pectoris und einer nervösen Dyscardie äußerst schwierig, zumal sich ja beide Krankheitsbilder nicht ausschließen, Überschneidungen vom nervösen Herz zur organischen Herzkranzgefäßverengung häufig sind. Letztlich kann darüber nur die Angiographie, die Darstellung der Herzkranzgefäße im Röntgenbild nach Eingabe eines Kontrastmittels – via Venenkatheter-, Auskunft geben. Schließlich erweist sich jener Arzt als Meister seines Faches, der über alle technischen Finessen hinaus den Mensch als Leidensträger im psychosomatischen Sinn erkennt und einfühlend /tu richtigen Diagnose gelangt.

Therapie bei Angina pectoris:

Das Ziel des behandelnden Arztes ist das Erreichen von Beschwerdefreiheit durch optimale medikamentöse Einstellung. Verordnet werden Nitro-Präparate Beta-Blocker und Calzium-Antagonisten.

Eine unterstützende Kneippbehandlung wird für eine bessere Durchblutung der Herzkranzgefäße sorgen.

Kneipp:

Tgl. vormittags Wechselarmguss, nachmittags Wechselarmbad mit Melisse, Thymian oder Baldrian, von 34° bis 38° ansteigend, beim Guss Temperaturwahl von 38/26°.

Wöch. 2x Halb- oder 3/4-Bad mit Baldrian oder Melisse, 35-36°, anschl. Knie-, Schenkel-, Unter- oder Abguss, temperiert nach Verträglichkeit.

Allgemeine Maßnahmen:

Tgl. Spaziergänge, zeitliche Begrenzung entsprechend dem Wohlbefinden empfehlenswert; Gymnastik; Atemübungen ; Trockenbürsten besonders im oberen Arm- und Nackenbereich.

Be allen körperlichen Belastungen soll kein Herzschmerz auftreten.

Diät:

Fett- und süßigkeitsarm; nur Diätwurst, keine Innereien, keine blähenden Speisen; Normalgewicht erstreben.

Tee:

unterstützend:

Thymian

Raute

Weißdorn

Melisse

Rosmarin

Kümmel

Fenchel

Löwenzahn

Baldrian

Hopfen           aa ad 100,0

Tgl. 3×1 Tasse; abends kalt ansetzen, morgens aufkochen, 10 Min. ziehen lassen.

Homöopathie:

Arnica D3 tgl. 3×15 Tr. und Cactus D2 tgl. 3×1 Tabl. vor bzw. nach dem Essen, auch:

Ammi visagna            0

Crataegus                    0

Glonoinum                  D4

Aurum                         D8 aa ad 40,0

Tgl. 3×15 Tr.

Unbedingt meiden: Nikotin; Alkohol in mäßigen Mengen erlaubt; keine übermäßige körperliche Anstrengung.

 

Therapie bei nervösen Herzbeschwerden, Stenocardien oder Dyscardie:

Kneipp und allgemeine Maßnahmen wie unter Abhärtung; Oberkörperanwendungen bevorzugen.

Ausgedehnte Spaziergänge, Sport, Schwimmen und Atemübungen wirken sich auf das Wohlbefinden günstig aus.

Diät:

Blähungsarme, leichte Kost, Normalgewicht erstreben.

Tee:

Weißdorn

Raute

Rosmarin

Melisse

Hopfen

Baldrian          iäadl00,0

Tgl. 3×1 Tasse; kalt ansetzen, aufkochen, 10 Min. ziehen lassen.

Homöopathie:

Spigelia           D4 tgl 3xlTabl.;

Cactus             D3 tgl. 3×1 Tabl.,

auch Crataegus 0 tgl. 3×20 Tr. #

Medikamente:

Magnesium; vorwiegend pflanzliche Präparate laut ärztlicher Verordnung. Über den Einsatz von Sedativa (Beruhigungsmittel) entscheidet der Arzt.

Beachte:

Nicht nur nervös-vegetative Vorgänge in der linken Brustseite täuschen eine Angina pectoris vor. Der Magen und die Wirbelsäule wirken mit ihren Störfeldern ebenfalls in den Herzbereich hinein. Auch der nervöse Luftschlucker klagt immer wieder über Störungen im linken Oberbauch, die auf das Herz bezogen werden. Ein Magengeschwür kann ebenfalls mit seinen Schmerzattacken einen Angina-pectoris-Anfall Vortäuschen.

Verfasser:
Dr. med. Mathäus Fehrenbach
(Facharzt für Allgemeinmedizin, Badearzt, Naturheilverfahren)

Print Friendly, PDF & Email