Ischias – Ischialgie

Ischias – Ischialgie

von Dr. med. Mathäus Fehrenbach (Facharzt für Allgemeinmedizin, Badearzt, Naturheilverfahren)

Unter dem Begriff Ischias verstehen wir verschiedene Schmerzzustände, die im Gesäß, Ober- und Unterschenkel oder im ganzen Bein geäußert werden.

1. Myalgie des Gesäßes, s. auch Rheumatismus

Der Muskelrheumatismus sucht sich mit Vorliebe kompakte Muskelgruppen, zum Beispiel die Gesäßmuskulatur aus, die sich wegen ihres Umfanges auch für die intramuskuläre (i. m.) Injektion eignet. Der Schmerz ist lokalbezogen und wird vom Patienten, um sich in seinen Worten auszudrücken, ins Kreuz, den Rücken, die Hüfte, das Gesäß, die Oberschenkel und gar nicht so selten in die Nieren verlegt. Der Schmerz strahlt nie ins ganze Bein aus, ist im Gegensatz zum Hexenschuß nur bedingt bewegungsabhängig und verstärkt sich durch Druck. Die Ursachen sind die gleichen wie beim Rheumatismus, wobei jedoch wirbelsäulenbedingte Zusammenhänge stets in Betracht zu ziehen sind. Zumindest finden sich Veränderungen im unteren Wirbelsäulenbereich, die ähnlich arthrotischen Gelenken als Verschleißerscheinungen zu betrachten sind und an der Wirbelsäule als Spondylarthrose bezeichnet werden. Die Beschwerden sind relativ harmlos und verändern sich oft in ihrer Intensität und Lokalisation von einem Tag zum anderen.

Kneipp:

Wärme bringt schnelle Linderung: Heusack, Heublumenauflage, %-Bad oder Sitzbad mit Heublumen, Wacholder oder Haferstroh, 37-38°, anschl. Ganzwaschungen oder temperierter Abguss.

Allgemeine Maßnahmen:

Heizkissen, Wärmeflasche auf die schmerzende Stelle, Teilmassagen, vorsichtige Gymnastik, Sauna, Schwimmen im warmen Wasser nicht unter 29°.

Diät und Tee:

s. Muskelrheumatismus

Homöopathie:

Bryonia           D4

Aconitum        D4

Rhus toxicod. D4 aa ad 30,0

Tgl. 3×15 Tr.

Medikamente:

s. Muskelrheumatismus

 

2. Ischias, s. auch Nervenentzündung

Der bereits genannte Nervenstrang, der Ischias-Nerv, der im Umfang übergroße und längste periphere Nerv des menschlichen Körpers, kann sich im entzündlichen Stadium in heftig ziehenden, oft anfallsartigen Schmerzen im ganzen Bein äußern. Schmerzen und Funktionsausfälle der Gliedmaßen zwingen den Patienten auf das Krankenlager, dessen Dauer zunächst nicht absehbar ist. Im Gegensatz zur Neuralgie und zum Muskelrheumatismus, die sich in erträglichen und beeinflußbaren Grenzen halten, trotzt der entzündete Hauptnerv des Beines oft allen therapeutischen Maßnahmen, bis sich schließlich nach Wochen die lästigen Schmerzen langsam verlieren.

Kneipp:

Es gelten die Erfahrungen, die bereits bei Nervenentzündungen gemacht wurden. Ob warm oder kalt, Heusack oder Beinwickel entscheidet die subjektive Verträglichkeit.

Tgl. Wadenwickel, Fußwaden- oder Beinwickel temperiert mit Essigwasser oder Heusack auf die schmerzempfindliche Stelle. Eventuell auch warmer Beinwickel mit Heublumen; Wechselknie- oder Wechselschenkelguss. Bei Kälteempfindlichkeit den Guss warm-kalt-warm wählen.

Wöch. 2x  3/4-Bad mit Heublumen oder Wacholder, anschl. Ganzwaschung oder temperierter Abguss.

Allgemeine Maßnahmen:

Bettruhe; tgl. leichtes Trockenbürsten; Belastung des Beines der zunehmenden Besserung anpassen, das gleiche gilt für die Gymnastik.

Diät:

Fleischarme Kost, keine Innereien, keine Wurst, wenig Süßigkeiten.

Tee:

Bohnenschalen

Mariendistelkraut

Mädelsüß

Zinnkraut

Birkenblätter

Brennesselblätter aa ad 100,0

Tgl. 3×1 Tasse; kalt ansetzen, aufkochen, 10 Min. ziehen lassen.

Homöopathie:

Gnaphalium    D2

Rhus toxicod.             D4

Colocynthis    D4 aa ad 30,0

Tgl. 3×20 Tr.

Ammonium carb. D3

Tgl. 3×1 Tabl.

Medikamente:

Nach ärztlicher Verordnung.

 

3. Lumbaler Bandscheibenvorfall mit Ischialgie, s auch Hexenschuß mit Ischias

Im Gegensatz zur klassischen Ischias, deren Ursache von verschiedenen Faktoren bestimmt wird, weisen hier die Beschwerden und die spätere Diagnostik eindeutig auf einen Schwerpunkt der Wirbelsäule, die Bandscheibe, hin. Eine anlagebedingte Bindegewebsschwäche führt zu einem Prolaps, zu einem Vorfall jenes Teils der Wirbelsäule, der mit kleinen Polstern zwischen den einzelnen Wirbelkörpern das tragende Gerüst des ganzen Körpers, die Wirbelsäule, abfedert. Vorausgegangen ist eine meist vorzeitige Zermürbung dieses elastischen Stoßdämpfers, der Bandscheibe. Eine abrupte Drehbewegung und das schnelle Aufheben einer schweren Last, besonders in Bückstellung, sind die typischen Auslöser des oft schlagartig beginnenden Krankheitsbildes. Als weitere charakteristische Zeichen für den lumbalen Bandscheibenvorfall gelten:

1.         Husten, Niesen und Pressen verstärken durch Druckerhöhung im Wirbelsäulenkanal die Beschwerden.

2.         Die Schmerzqualität ist messerstichartig, von äußerster Heftigkeit, an- und abschwellend im Gegensatz zum mehr oder weniger ziehendem Dauerschmerz der entzündlichen Ischias.

3.         Die Wirbelsäule ist blockiert, ein Bücken ist nicht möglich.

4.         Ein Anheben des Beines im Liegen über einen bestimmten Punkt hinaus verursacht heftige Schmerzen.

Von großer Wichtigkeit für die weitere Behandlung ist das Ausmaß der Nervenschädigung, die durch Druck auf benachbarte Nervenstränge hervorgerufen wird. Eine Störung der Blasen- und Mastdarmtätigkeit, eine sog. Kaudallähmung, macht natürlich einen sofortigen operativen Eingriff notwendig. Zur Abklärung des Krankheitsbildes ist immer die Anwesenheit eines Arztes notwendig, der anhand der Nervenausfälle feststellt, ob stationäre Behandlung mit neurologischer Begutachtung notwendig ist.

Therapie:

In den meisten Fällen ist ein operativer Eingriff zur Beseitigung des lädierten Bandscheibenanteils nicht notwendig. Die konservativen Maßnahmen reichen aus, um die entzündliche Schwellung und damit die Beschwerden zu beseitigen. Führendes Behandlungsprinzip ist natürlich schmerzfreie Lagerung im Bett, eventuell sogar Stufenlagerung, s. auch Hexenschuß.

Kneipp:

Der Spielraum für physikalische Maßnahmen ist natürlich beschränkt. Ein Versuch, mittels Wärmezufuhr durch Heusack Linderung herbeizuführen, ist angebracht. Im Übrigen entscheidet der Arzt über die Behandlungsmöglichkeiten.

Allgemeine Maßnahmen:

Nach Abklingen der akuten Erscheinungen gelten die Behandlungsempfehlungen wie für Kreuzschmerzen bzw. Ischias unter 1. Im Sinne einer Langzeittherapie kommen Massagen, Chiropraktik, Schwimmen, Heilgymnastik, Bewegungsbad und vorsichtige Belastung durch Spaziergänge und Sport eine besondere Bedeutung zu.

Verfasser:
Dr. med. Mathäus Fehrenbach
(Facharzt für Allgemeinmedizin, Badearzt, Naturheilverfahren)

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