Tabuthema Stuhlinkontinenz – den richtigen Umgang mit der Krankheit finden

Von | 7. Dezember 2018
Bildlizenz: © Siri Stafford/Lifesize/Thinkstock

Bildlizenz: © Siri Stafford/Lifesize/Thinkstock

Tabuthema Stuhlinkontinenz

Kaum etwas wird in unserer modernen Gesellschaft stärker tabuisiert als Inkontinenz. Außer mit dem behandelnden Arzt spricht kaum jemand gern über Probleme beim täglichen Stuhlgang. Dabei sind mehr Menschen betroffen als man glauben mag.

Ursachen und Symptome der Erkrankung

Probleme bei der Kontrolle des Stuhlgangs können unterschiedlichste Ursachen haben. Dazu zählen beispielsweise Geburten bei Frauen, entzündliche Erkrankungen nach Analfissuren oder postoperative Folgen nach einem Krebsleiden. Außerdem kommt es, besonders im Alter, bei vielen Menschen zu einer Erschlaffung des Schließmuskels oder der Beckenbodenmuskulatur, was ebenfalls das Halten des Stuhls erschweren kann. Rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leidet schätzungsweise unter dieser Erkrankung, was deutlich macht, dass es sich um keine verschwindend kleine Anzahl handelt. Trotzdem wissen viele Betroffene nicht, wie sie am besten mit den Symptomen umgehen. Als erster Hinweis sind hier moderne Schutzeinlagen zu nennen. Mit diesen können Sie diskret und sicher die Folgen der Stuhlinkontinenz behandeln. Es folgen einige wissenswerte Fakten zu dem Krankheitsbild:

  • Häufig kommt es zu der sogenannten Überlaufinkontinenz. Aufgrund von Verstopfungen oder Darmträgheit produziert der Darm mehr Flüssigkeit, die unmerklich ausgeschieden wird. Dabei handelt es sich um geringe Mengen, welche sehr effektiv von Einlagen aufgefangen werden können. Auch spezielle Analtampons können hier für eine Erleichterung sorgen.
  • Es kann zwischen Drang- und sensorischer Inkontinenz unterscheiden werden. Bei der Ersten verspürt die betroffene Person den Stuhldrang, muss aber sehr schnell eine Toilette aufsuchen, da er den Stuhl nicht lange halten kann. Im zweiten Fall verspürt der Patient keinen Defäkationsdrang. Hier kommt es daher zu einer unwillkürlichen Entleerung des Darms, wobei drei Schweregrade unterschieden werden: Unkontrollierter Abgang von Luft sowie gelegentliches Stuhlschmieren stehen für den ersten Grad, dünner Stuhl und Gase können im Bereiche des zweiten Grades der Erkrankung nicht gehalten werden, der dritte Grad steht für einen totalen Kontrollverlust über den Darm, wobei auch fester Stuhl verloren wird. In schweren Fällen kann eine Operation des Mastdarms oder des Schließmuskels sehr hilfreich sein.

Behandeln Sie auch die seelische Komponente

Neben den körperlichen Symptomen sorgt die Stuhlinkontinenz meist für ein großes Schamgefühl unter den Betroffenen. Viele mögen nicht einmal einen Arzt konsultieren, wenn sich erste Symptome zeigen. Aber bedenken Sie: Sie sind nicht allein mit Ihren Symptomen. Für Ihren Arzt gehört die Behandlung von Stuhlinkontinenz zur täglichen Routine, außerdem kann Ihnen auch medikamentös weitergeholfen werden. Es besteht kein Grund, dass Sie sich Ihres Leides schämen und sich mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Im Gegenteil: Vielmehr können Sie dafür sorgen, dass auch andere Betroffene sich weniger allein fühlen. Zu diesem Zweck existieren Selbsthilfegruppen oder Gesprächskreise, auch online, in denen ein Austausch über die Sorgen und Nöte, die mit der Krankheit einhergehen, stattfindet. Vielen Patienten tut es sehr gut, sich in Gruppen dieser Art zu engagieren. Zögern Sie also nicht, falls Sie sich durch Ihre Krankheit allein oder ausgeschlossen fühlen. In der Gruppe ist es einfacher, Kraft und Mut zu schöpfen, um gemeinsam gegen starre Tabus anzukämpfen.

Autor: Wolfgang Schmidt (Freier Mitarbeiter, Redakteur)