Tinnitus (Ohrensausen) und Reha

Allgemeines zum Tinnitus

Ohrgeräusche werden auch Tinnitus genannt. Ein Pfeifen, Rauschen oder Brummen im Ohr ist zwar nicht gefährlich, kann jedoch eine große Belastung darstellen. Erfahren Sie hier alles über die Ursachen, die Behandlung und Reha.

Schweregrade von Ohrgeräuschen

Jeder Mensch hat schon einmal erlebt, dass für kurze Zeit Geräusche im Ohr auftreten, die keine äußere Schallquelle haben, sondern von innen kommen. Typisch sind hohe Pfeif- oder Pieptöne. Aber auch ein tiefes Brummen oder Ohrensausen sind möglich. Von Tinnitus spricht man dann, wenn das Geräusch dauerhaft oder immer wieder auftritt. In manchen Fällen klingen die Ohrgeräusche von selbst ab. Bei einer Dauer von mehr als drei Monaten spricht man von chronischem Tinnitus.

Schutz vor übermäßigem Lärm.

Foto: Frau mit Tinnitus – Wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung ist ein Schutz vor übermäßigem Lärm. – Foto: © underdogstudios / fotolia

Je nach Ausprägung teilen Mediziner die Erkrankung in vier Schweregrade ein. Während Grad 1 kaum oder nur gelegentlich stört, sind Grad 3 und 4 mit einer massiven Einschränkung der Lebensqualität verbunden.

Ursachen & Vorbeugen

Beim subjektiven Tinnitus ist die Ohrfunktion beeinträchtigt, so dass nicht-vorhandene Geräusche wahrgenommen werden. Die Ursache können vorangegangene laute Geräusche (Knalltrauma), Entzündungen des Ohres, Infekte oder andere Erkrankungen sein. Beim objektiven Tinnitus treten tatsächlich Geräusche auf, die der Arzt mit speziellen Geräten auch nachweisen kann. Da sie direkt in Ohrnähe oder im Innenohr entstehen, erscheinen sie Betroffenen sehr laut, sind für andere Menschen aber unhörbar. Mögliche Ursachen sind Bluthochdruck, Gefäßkrankheiten sowie Störungen im Bereich des Gaumensegels oder der Tuben (Eustachi-Röhren).

Vorbeugung

Wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung ist ein Schutz vor übermäßigem Lärm. Auch wer Stress abbaut, beugt der Krankheit vor. Denn psychische Faktoren können das Risiko erhöhen und ein bestehendes Ohrgeräusch verstärken. Um den Übergang in eine chronische Phase zu vermeiden, sollten Sie Ohrgeräusche am besten immer frühzeitig ärztlich abklären lassen.

Symptome & Folgen

Tinnitus kann sich unterschiedlich äußern. Für einige klingen die Ohrgeräusche wie Meeresrauschen, für andere wie eine fliegende Stechmücke, andere hören ein hohes Pfeifen oder ein tiefes Brummen. Die Geräusche können gleich bleiben oder an- und abschwellen. Einige Betroffene sind durch die Erkrankung überempfindlich gegenüber Geräuschen. Manchmal nehmen sie Stimmen verzerrt, verändert, lauter oder leiser wahr. Die Dauergeräusche im Ohr stellen eine massive psychische und körperliche Belastung dar. Tinnitus kann zu Schlafstörungen, mangelnder Konzentration, Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Magen-Darm-Beschwerden führen. Mögliche Folgen sind auch Muskelverspannungen, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und Zähneknirschen. Schwere Fälle führen bisweilen zum sozialen Rückzug, Depressionen, Ängsten oder Phobien.

Untersuchungen & Diagnose

Der Arzt klärt zunächst in einem Gespräch, seit wann die Geräusche im Ohr auftreten. Er fragt, wie die Ohrgeräusche sich anhören und wie stark der Alltag dadurch beeinträchtigt ist. Zur weiteren Abklärung können ein Hörtest, eine Untersuchung des Trommelfells, eine Ohrmikroskopie des Außenohres und Untersuchungen des Gleichgewichtssinnes gemacht werden. Mit speziellen Methoden kann der Arzt außerdem die Lautstärke und Frequenz des Tinnitus-Tones feststellen.

Zur Abklärung körperlicher Ursachen dienen Blutdruckmessungen, Blutuntersuchungen oder Untersuchungen des Kiefers und Kauapparates. Besteht ein Verdacht auf Störungen im Gefäßsystem, kann der Arzt einen Ultraschall der Halsgefäße oder eine Kernspintomografie durchführen.

Therapie & Reha

Lässt sich der Auslöser herausfinden, zielt die Therapie auf die Beseitigung der Ursache ab. Doch auch bei unbekannter Ursache ist häufig eine Besserung möglich. Bei akutem Tinnitus können Entzündungshemmer (Kortison), Infusionen mit durchblutungsfördernden Wirkstoffen, krankengymnastische oder orthopädische Behandlungen zum Einsatz kommen.

Bei chronischem oder schwerem Verlauf (Grad 3 und 4) oder wenn zusätzlich psychische Erkrankungen vorliegen, kann eine stationäre Reha in einer Spezialklinik hilfreich sein. Dort ist eine umfassende und individuelle Behandlung möglich.

Reha bei chronischem Tinnitus

Rehakliniken, die auf Tinnitus spezialisiert sind, bieten ein umfassendes und individuell genau abgestimmtes Therapieprogramm.

Zur Therapie und Reha eines chronischen Tinnitus können folgende Maßnahmen gehören (1):

  • In der Reha können individuelle medizinische Maßnahmen zum Einsatz kommen. Dazu gehören nicht nur Medikamente oder orthopädische Therapien, sondern zum Beispiel auch die Audio-, Musik- oder Bewegungstherapie.
  • Wenn nötig erfolgt eine Versorgung mit Geräten. Zum Beispiel können Hörgeräte oder spezielle Hörsysteme, die den Tinnitus unterdrücken („maskieren“), in der Reha erprobt werden.
  • Eine gestärkte Psyche und weniger Stress fördern die Heilung. Rehakliniken bieten daher psychologische Gespräche, Verhaltenstherapien und Kurse für Entspannungstechniken an.
  • Die Reha bietet auch Beratungen und Schulungen, wie man den Tinnitus im Alltag bewältigen kann. Betroffene erhalten entsprechende Tipps und erlernen spezielle Bewältigungs-Strategien, mit denen die Wahrnehmung des Tinnitus vermindert werden kann.

Über die Autorin

Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin mit mehrjähriger Erfahrung in der medizinisch-wissenschaftlichen Diagnostik.

Quellen

  • (1) AWMF S3-Leitlinie 017/064: Chronischer Tinnitus. 2015.
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