Tramadol: Wirkstoffbeschreibung

Von | 26. Oktober 2020

Entwicklung eines neuen Wirkstoffs

Im Jahr 1977 entwickelte die Firma Grünenthal GmbH einen neuen Wirkstoff, der sich zu einem der bedeutendsten modernen Schmerzmittel entwickeln sollet: Tramadol ist ein Opioidanalgetikum, welches in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt und daher einfacher erhältlich ist als andere Opioide.

Struktur, Eigenschaften, Synthese

Tramadol ist ein bizyklisches Molekül mit zwei Stereozentren am Cyclohexanring. Die Substanz ist nur schwer wasserlöslich und wird daher in der Aufnahme durch fetthaltige Nahrungsmittel aber auch Alkohol beeinträchtigt. Aus diesem Grunde sollte man das Medikament unabhängig von den Mahlzeiten einnehmen. Neben Tabletten, Brausetablette, Zäpfchen und Tropfen zum Einnehmen existieren auch Lösungen zur Injektion (subcutan oder intravenös).
Bei der Synthese entstehen die Stereoisomere (1R,2R)- und (1S,2S)-Tramadol mit Spuren der anderen beiden Varianten im Verhältnis von 1:1. Dieses racemische Gemisch wird nicht weiter gereinigt, da die Isomere unterschiedlich gut an Opioidrezeptoren binden und sich daher in ihrer Wirkung ergänzen.

Anwendungsgebiete

Tramadol wird bei mäßig starken bis sehr starken Schmerzen eingesetzt und kann diese opioidüblich sehr erfolgreich behandeln. Im Off-Label-Use gibt es auch Anwendung beim Restless-Legs-Syndrom und zur Therapie des vorzeitigen Samenergusses beim Mann.
Die Dosierung des Medikamentes orientiert sich am Körpergewicht. Die Dosierung liegt laut Gelber Liste bei 3 bis 4 Einzeldosen zu 50-100 mg für Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahren.
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzerkrankungen in Deutschland und sind der Hauptgrund für die Verordnung von Schmerzmitteln und Physiotherapie.

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen – Bildlizenz: Tumisu / Pixabay

Neben nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac gehören Opioide wie Tramadol in akuten Phasen zu den wichtigsten Medikamenten zur Behandlung dieser Beschwerden. Erfahren sie hier mehr zum Thema Rückenbeschwerden

Nebenwirkungen

Als Opioid ist Tramadol mit einer Reihe von möglichen Nebenwirkungen behaftet. Dazu gehören Schwitzen, Übelkeit, Müdigkeit, Verwirrtheit, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und verschwommene Sicht. Die Substanz kann bei Stillenden in die Muttermilch übergehen und dann die Gesundheit des Säuglings beeinträchtigen, weswegen Schwangere und Stillende vom Einsatz absehen könnten. Außerdem kann gerade zu Beginn der Therapie die Fähigkeit, Fahrzeuge zu steuern, beeinträchtigt werden. Bei Müdigkeit, Sedierung oder verschwommener Sicht sollten Anwender aufs Autofahren verzichten.

Chronische Schmerzen müssen jedoch kein Schicksal bleiben: Viele Patienten haben bereits gute Erfahrungen mit Reha- oder Kurbehandlungen gemacht, um zu lernen, auch ohne Schmerzmittel auszukommen. Wir bieten umfangreiche Informationen zu Klinikeinrichtungen an und helfen, die richtige Kur- oder Rehaklinik zu finden.