Hörverlust: Wie entsteht er und welche Risikofaktoren gibt es?

Von | 29. November 2023

Wer sprichwörtlich das Gras wachsen hört, kann sich über ein gutes Hörvermögen freuen. Manchen geht es aber anders. Sie schätzen sich selbst als schwerhörig ein. Für die Hörminderung oder den Hörverlust kommen verschiedene Ursachen infrage. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit diesen Risikofaktoren kann dabei helfen, einer Hörschädigung vorzubeugen oder bereits vorliegende Probleme mit dem Gehör zu identifizieren.

HNO-Untersuchung

HNO-Untersuchung
(C) Foto: audibene GmbH

Wie kann eine Hörminderung entstehen?

Der Hörsinn erfüllt einen wichtigen Zweck im Leben der meisten Menschen. Er bildet die Grundlage, um Stimmen und Töne zu erkennen. Damit ist er für die zwischenmenschliche Kommunikation essenziell. Ebenfalls hilft das Hören dabei, den Alltag sicher zu bewältigen, indem er vor zunächst unsichtbaren Gefahren warnt. Dazu gehören:

  • das heranrasende Auto an der Kreuzung
  • das warnende Bellen eines angriffslustigen Hundes oder
  • das beunruhigende Knarzen einer altersschwachen Holzleiter

Tagtäglich verlässt sich der Großteil der Menschen in vielen Situationen bewusst oder unterbewusst auf den Hörsinn. Daher kann es umso schockierender sein, wenn er plötzlich nachlässt oder ein kompletter Hörverlust eintritt.

Laut der 2022 veröffentlichten Hörstudie der EuroTrak Germany schätzen mehr als neun Millionen Erwachsene in Deutschland ihre Hörfähigkeit als gemindert ein. Davon hat die große Mehrzahl – 35 Prozent der Befragten – das 74. Lebensjahr bereits überschritten.

Das Hörvermögen nimmt im Alter stetig ab. Das ist keine Überraschung, sondern eine Folge geschädigter Haarsinneszellen im Innenohr. Gehen sie im Laufe der Zeit verloren, verschlechtert sich das Gehör. Ab einem Alter von 50 Jahren reduziert sich aufgrund dieser natürlichen Verschleißerscheinung die Hörfähigkeit auf beiden Ohren. Ebenso kann der Alterungsprozess auch den Hörnerv und das Hörzentrum in Mitleidenschaft ziehen.

In einer 2023 veröffentlichten Studie lag die Prävalenz für eine Schwerhörigkeit unter den mehr als 5.000 Studienteilnehmern bei 40,6 Prozent. Nur rund acht Prozent von ihnen waren jedoch mit einem Hörgerät versorgt. Daher raten die Studienautoren, der deutschen Bevölkerung ab dem 60. Lebensjahr regelmäßige Hörtestungen anzubieten.

Beratung Akustiker

Beratung Akustiker
(C) Foto: audibene GmbH 

Zwar sind vorwiegend ältere Menschen von einer Hörminderung betroffen, doch auch bei jüngeren Personen kann es zeitweise oder dauerhaft zu einer verminderten Hörfähigkeit kommen. Scheint das Hörvermögen nach einer schlaflosen Nacht beeinträchtigt, liegt die Ursache meist in einer gestörten Konzentrationsfähigkeit. Ist tatsächlich der Hörsinn von einer Schädigung betroffen, kommen dafür folgende Ursachen infrage:

Lärm – der unsichtbare Feind eines guten Gehörs

Lärm macht krank. Das wissen inzwischen die meisten Deutschen. Dennoch wollen oder müssen sie sich regelmäßig Lautstärken zwischen 80 und 85 Dezibel aussetzen. Diese Werte werden sowohl bei aufgedrehter Musik, als auch im Großraumbüro schnell erreicht. Auch Personen, die in der Nähe von Schnellstraße oder Autobahn wohnen, sind von diesem Lärmstress betroffen. Der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Stresshormonen, was langfristig gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.

Auch für das Gehör ist andauernder Lärm eine schwere Belastung. Auch eine kurze Extrembelastung kann zum Hörverlust führen. Vielen Risikofaktoren können Betroffene nicht aus dem Weg gehen. Straßenlärm oder laute Geräusche von Bauarbeiten lassen sich schwerlich unterdrücken.

In bestimmten Situationen kann jedoch ein Gehörschutz sinnvoll sein, um das Hörvermögen vor Schäden zu bewahren. In der Disco oder während eines Konzerts kommen dafür Ohrstöpsel infrage. Für das Musikhören zu Hause eignen sich Kopfhörer mit automatischer Lautstärkeregelung. Ebenso ergibt es bei einer spürbaren Lärmbelastung Sinn, sich bewusst mehr Ruhe im Alltag zu gönnen.

Ohrenschmalz – die körpereigene Gefahr für den Hörsinn?

Ohrenschmalz, in der Fachsprache Cerumen genannt, bildet sich aus einer Mischung aus Drüsensekret, Hautschuppen und Staubpartikeln. Wird er falsch entfernt oder versehentlich tiefer in den Gehörgang gedrückt, kann er diesen verstopfen. Töne hören sich dadurch deutlich gedämpfter an oder können in schwerwiegenden Fällen kaum noch wahrgenommen werden. Abhilfe schafft ein Besuch beim Ohrenarzt, der den Gehörgang fachmännisch reinigt und ausspült.

Infektionen – krankheitsbedingte Schädigungen des Hörvermögens

Sowohl bakterielle als auch virale Infektionen können die Hörfähigkeit beeinträchtigen. Zu den Erkrankungen, die eine wahrnehmbare Hörminderung verursachen können, zählen:

  • Masern
  • Scharlach
  • Meningitis

Um eine bessere Kaufentscheidung zu treffen, sollte man sich bei seinem Akustiker über die verschiedenen Modelle informieren und im Anschluss daran passende Hörgeräte kaufen. Online findet man zudem viele Testberichte und Erfahrungen von anderen Hörgeräteträgern, sodass man die ideale Lösung finden kann.

Eine weitere krankheitsbedingte Ursache für den Hörverlust nennt sich Otosklerose. Sie beeinträchtigt die Gehörknöchelchen in ihrer Funktion. Dadurch gelangen die von Amboss, Hammer und Steigbügel ausgelösten Vibrationen gedämpft und schwerer wahrnehmbar zum Innenohr.

Die Bade-Otitis kann auftreten, wenn Wasser ins Ohr eindringt und eine Entzündung des Gehörgangs hervorruft. Typische Anzeichen sind ein eingeschränktes Hörvermögen nach dem Baden, Duschen oder dem Schwimmbadbesuch. Nach mehreren Tagen kommt es zu Juckreiz und Schmerzen, die sich bis zum Ohrknorpel ausdehnen. Betroffene sollten zeitnah einen Besuch beim Ohrenarzt einplanen.

Kann ein Hörverlust vererbt werden?

Eine Hörminderung kann aus einer Vielzahl an äußeren Faktoren resultieren. Tritt sie jedoch familiär gehäuft auf, kann es sich um eine vererbte Schwerhörigkeit handeln. Zu den bekannten Krankheiten, die bereits ab der Geburt einen Grad der Taubheit nach sich ziehen, zählt das Waardenburg-Syndrom. In drei Prozent der Fälle von Innenohrschwerhörigkeit kommt es als Ursache infrage.

Hörverlust tritt häufig im Alter aufgrund geschädigter Haarsinneszellen und Verschleißerscheinungen im Innenohr auf, kann aber auch jüngere Personen betreffen. Lärm ist ein bedeutender Risikofaktor, der zu Gehörschäden führen kann, besonders bei regelmäßiger Exposition gegenüber hohen Dezibelwerten. Gehörschutz in lauten Umgebungen kann präventiv wirken. Ohrenschmalz, wenn falsch behandelt, kann den Gehörgang verstopfen und das Hörvermögen beeinträchtigen. Infektionen wie Masern, Scharlach, Meningitis und Sinusitis können ebenfalls zu Hörschäden führen, oft irreversibel. Krankheiten wie Otosklerose, die die Gehörknöchelchen beeinträchtigen, und Bade-Otitis, eine Entzündung des Gehörgangs, können auch das Hörvermögen reduzieren. Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle, wobei vererbte Schwerhörigkeit, wie beim Waardenburg-Syndrom, möglich ist. Regelmäßige Hörtests, besonders ab dem 60. Lebensjahr, werden empfohlen, um Hörverlust frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.